Don Quixote und die Rotfelder Georgskirche
Wer kennt nicht die berühmte Geschichte von Don Quixote und seinem braven Diener Sancho Panza. Der Erfinder der Romanfigur war Miguel de Cervantes, ein Schriftsteller mit einem sehr bewegten Leben. Sein Roman erschien erstmals 1605 und wurde zum Bestseller. Am 23. April, dem Feiertag des heiligen St. Georg und Welttag des Buches, wird in Spanien gern an ihn erinnert. Aber was hat dieser mit der 1626 erbauten Rotfelder Kirche zu tun?
Der heilige St. Georg
Über den Namensgeber der Rotfelder Kirche ranken sich viele Geschichten. Es gibt zwei Versionen, eine griechische und eine lateinische, welche seine Existenz begründen. Die Verehrung des Heiligen geht mit einiger Sicherheit auf das 5. Jahrhundert und möglicherweise noch 4. Jahrhundert zurück, als er zum christlichen Märtyrer geworden war. Die Hinzufügung der Drachenlegende stammt aus dem 11. Jahrhundert. Zur Zeit des Neubaues der Rotfelder Kirche war der heilige St. Georg in der christlichen Welt, um es salopp zu sagen, ein seit Langem angebeteter Mann. Auch in anderen Religionen taucht er als Beispiel des selbstlosen Mannes auf, der die Menschheit vom Teufel gesandten Drachen befreit hat.
Die Legende erzählt, dass Georg, ein gläubiger Christ in der libyschen Stadt Silene reiste. Dort hauste ein Drachen, der unter den Bewohnern wütete. Um den Drachen zu besänftigen, opferten die Bewohner dem Drachen jeden Tag zwei Schafe. Aber als die Schafe nicht mehr ausreichten, waren sie gezwungen, Menschen anstelle von Schafen zu opfern. Der zu opfernde Mensch wurde von den Bewohnern der Stadt gewählt. Gerade als die Königstochter zur Opferung anstand, aber niemand bereit war, ihren Platz einzunehmen, traf der tapfere Georg ein und rettete das Mädchen, indem er den Drachen mit seiner Lanze erschlug. Der König war so dankbar, dass er ihm, als Belohnung für die Rettung seiner Tochter, zahlreiche Schätze anbot. Aber Georg lehnte ab, und gab diese stattdessen den Armen. Die Menschen in der Stadt waren darüber so erstaunt, was sie da gerade erlebt hatten, dass sie auch Christen wurden und sich alle taufen ließen. Und, als wäre das nicht schon eine sehr bemerkenswerte Geschichte, bekam die Legende mit der Zeit noch eine nette Erweiterung. Da, wo das Drachenblut auf den Boden getropft war, began danach eine rote Rose aus dem Boden zu sprießen. Und aus diesem Grund bekommen alle Frauen an seinem Feiertag (St. Jordi) eine rote Rose geschenkt, jedenfalls in Katalonien, und seiner Hauptstadt Barcelona. Hat also eine feurige Flamenco Tänzerin eine Rose in der Hand, dann hat sie mit aller Wahrscheinlichkeit das dem heiligen St. Georg zu verdanken.
Don Quixote, die Romanfigur des Miguel de Cervantes, war ein romantischer Verehrer von Märtyrern, wie Sankt Georg einer war. Don Quixote wollte einer ihres Gleichen werden. Und obwohl in seiner Zeit das Rittertum schon längst ausgestorben war, zog er aus, gekleidet wie sein Idol, um zum Retter der Menschheit werden. Sanchez, ein von ihm angeheuerter Bauer, begleitete den Verrückten auf seiner Abenteuerreise, und versuchte ihn dabei von den unsinnigsten Taten abzuhalten, was natürlich immer mißlang. Miguel de Cervantes hatte sich seine Romanfigur ausgedacht, um in ironischer Weise zu verdeutlichen, wie schnell man, statt als Märtyrer, als ein Verrückter enden kann, trotz der besten Absichten. Eine Einsicht, die manchen Zeitgenossen seiner Art in der Politik heute leider oft fehlt.
1626 wurde die neu errichtete Rotfelder Kirche dem heiligen Georg geweiht. Die Vorgängerkirche hatte dem Herzog Ulrich von Württemberg gehört. Der Bau war wahrscheinlich durch einen Brand beschädigt oder auch nur baufällig geworden. Beim Neubau nutzte man das alte Fundament um darauf den neuen Kirchturm zu errichten. Heute kann man auf der, an der Kirchenaußenwand angebrachten Tafel noch lesen, wer der Bauherr war: Herzog Johann Friedrich von Württemberg, der Sohn des Herzog Ulrichs. Auch wird ein Friedrich Fischlin genannt, dessen Vater schon dem Haus Württemberg als Baumeister diente. Friedrich Fischlin hat danach den Bau der Kirche als Baumeister und Architekt veranwortet.
Schon 1490 hatte das Haus von Württemberg ihre Stiftskirche für die von Graf Eberhard im Bart gegründeten Eberhard Karls Universität in Tübingen dem Sankt Georg geweiht. Das Tübingen die Universität eigentlich seiner Mutter Mechthilde und seiner Frau, der oberitalienischen Markgräfin Barbara Gonzaga von Mantua zu verdanken hatte, steht aber auf einem anderen Blatt. An der Tübinger Stiftskirche kann man den heiligen Georg in einer Rossette abgebildet sehen.